II Die erste Besiedlung der Lehe            zurück

Obwohl die Lehe schon früh landwirtschaftlich genutzt wurde, kam erst Ende des 18.Jahrhunderts zur ersten Besiedlung.

Dies hatte einen besonderen Grund. Das Leda-Jümme-Gebiet litt seit der Jahrtausendwende zunehmend unter der steigenden Wasserflut. Die Folge war, dass sich die dort ursprünglich vorhandenen Streusiedlungen zu Haufendörfern auf Dorfwarfen entwickelten wie Amdorf und Neuburg. oder von den Einwohnern völlig aufgegeben wurden wie Alt-Filsum und Alt-Posthausen, deren Einwohner sich auf den benachbarten höher gelegenen Geestrücken neu ansiedelten, wie z.B. der alte Filsumer Friedhof einige Kilometer südwestlich von Stickhausen.

Die Überlieferung berichtet, dass die Einwohner von Alt-Filsum ihre Kirche abgebrochen, die Steine in einer langen Menschenkette quer durch die Jümme zu dem jetzigen Filsum getragen und Kirche dort neu aufgebaut haben sollen. Da die jetzige Kirche in Filsum schon 700 Jahre alt ist, müsste dies um etwa 1300 gewesen sein.

Die ebenfalls im Leda-Jümme-Gebiet gelegene Bauernschaft Barge wurde damals noch nicht von dem Hochwasser bedrängt. Dieses Problem trat dort erst später, etwa um 1750 auf.

Nach Berichten, die das Amt Stickhausen erstattete, wurde Barge in den Jahren 1755 –1765 regelmäßig durch die im Herbst einsetzenden Überflutungen immer wieder von Detern und damit von der Außenwelt abgeschnitten. Die Schulkinder und die Kirchengemeinde mussten dann mit Booten übergesetzt werden.

Das Wasser stieg schließlich so hoch, das das Vieh höher gestellt werden musste und die Herdfeuer erloschen, weil das Wasser in die Wohnungen drang.

Dies ist offenbar der Grund dafür gewesen, dass Dirk Deeken Grüssing, der in Barge einen Hof gepachtet hatte, und sein Neffe Deeke Hinrich Grüssing, der in Barge den elterlichen Hof geerbt hatte, ihre Höfe aufgaben und sich in der Deterner Lehe neu ansiedelten. In welchen Jahr dies genau gewesen ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Fest steht nur folgendes:

Dirk Deeken Grüssing, der mit Wemke Christians verheiratet war, ist am 12.10.1799 in Deternerlehe verstorben. Die Ansiedlung erfolgte somit vor 1799. Er besaß den Hof, der jetzt von Hinrich Grüssing (Ecke Schulstr./Südgeorgsfehnerstr.) bewirtschaftet wird.

Der Lehrer Buttjer berichtet in seiner Schulchronik, bei seinem Dienstantritt im Jahre 1879 hätten ihm die alten Leute, die noch Kinder der ersten Ansiedler gewesen seien, erzählt, dass dieser Dirk Deeken Grüssing sich sein Haus auf der Lehezwischen 1780 und 1799 gebaut habe.

Der jetzige Besitzer dieses Hofes ist aber kein Nachkomme dieses Dirk Deeken. Der Hof ging durch Einheirat auf Gerd Bauer (aus der Familie Bauer aus Detern) über. Als nur noch Töchter vorhanden waren, eine davon wurde meine Urgroßmutter, wurde der Hof 1883 an Johann Grüssing, dem Großvater des jetzigen Besitzers, der Schuhmacher in Detern war, verkauft, nachdem er sein südlich der Kirche in Detern gelegenes Haus mit Garten für 3000,-- DM an die Gemeinde verkauft hatte, die darauf eine neue Schule baute.

Als zweiter siedelte sich im Jahre 1799 der oben bereits genannte Deeke Hinrich Grüssing in Deternerlehe an. Sein Hof  wird jetzt von seinem unmittelbaren Nachkommen mit gleichen Namen, nämlich Deeke Hinrich Grüssing (Schulstr.) bewirtschaftet. Dieser Hof befindet sich somit noch immer im Besitz der gleichen Familie.

Von da an ging die Besiedlung schnell voran. Im Jahre 1816 gab es bereits 11 Häuser, 1852 wurden schon 37 Häuser gezählt, in denen 191 Personen wohnten. Deternerlehe war schon damals nach der Zahl der Häuser nach Detern der größte Ort in der Kirchengemeinde.

Heute, im Jahre 1987, gibt es in Deternerlehe 124 Häuser.

Das Leben der Siedler war hart und für viele auch kümmerlich. Das änderte sich erst, als um 1850 das benachbarte Augustfehn gegründet wurde, sich dort Industrie ansiedelte und viele Einwohner aus Deternerlehe als Fabrikarbeiter in der Eisenhütte ein zusätzliches Einkommen fanden.